St. Dionysius

1895—2020        125 Jahre St.-Dionysius-Kirche in Bissendorf

 B I S C H O F S P R E D I G T   B R A C H T E   S T E I N   I N S   R O L L E N

Lange bevor Bissendorf 1160 erstmals urkundlich erwähnt wurde, lebten und arbeiteten hier schon Menschen. Frühgeschichtliche

Funde zeigen, dass Bissendorf vermutlich auf eine Anlage aus karolingischer Zeit zurückgeht, die, in Bachnähe angelegt, zum Ausgangspunkt einer kleinen Siedlung wurde. Im 9. oder 10. Jahrhundert entstand hier die erste Kirche in Bissendorf; sie wurde dem heiligen Dionysius geweiht wie auch alle nachfolgenden Kirchen an dieser Stelle. Die Wahl dieses Heiligen als Schutzpatron

für die Kirche ist ein weiteres Indiz für eine Datierung des ersten Kirchenbaus in das 9. oder 10. Jahrhundert. Dionysius war der Heilige der fränkischen Könige und hatte zur Zeit Karls des Großen seine größte Verehrung im Reich der Franken. Dieses hängt u.a. mit einer Legende zusammen: Dionysius war der erste Bischof von Paris. Papst Fabianus schickte ihn zusammen mit anderen Bischöfen nach Gallien, um dort missionarisch tätig zu sein. Während einer Christenverfolgung in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts wurde er gefangen genommen und enthauptet. Der Legende nach soll Dionysius danach sein abgeschlagenes Haupt in die Hände genommen haben, um es an die Stätte zu tragen, wo er begraben sein wollte. Dionysius gehört zu den 14 Nothelfern, die im Leben des Mittelalters eine große Rolle spielten. Gedenktag des Heiligen ist der 9. Oktober. Dionysius wird angerufen bei Kopfleiden und Kopfverletzungen.

Die erste Kirche in Bissendorf war noch ein kleiner Bau aus Holz und Findlingen, der etwas später durch einen Fachwerkbau ersetzt wurde. 1160 wurde die Kirche der Propstei St. Johann in Osnabrück unterstellt; um 1200 folgte dann die erste Steinkirche. 

 

Abgesehen von einigen Erweiterungen im Laufe der Jahrhunderte blieb diese Kirche von 1200 bis in das 19. Jahrhundert erhalten. Es wurde aber immer deutlicher, dass die alte Kirche viel zu klein für die wachsende Bevölkerung geworden war und auch die Bausubstanz der Kirche inzwischen große Mängel aufwies. Der Osnabrücker Volkszeitung vom 20. März 1895 ist zu entnehmen, dass die Luft im Kircheninneren dumpf und schlecht war und die Gewölbe im Chorraum große Risse zeigten. Auch der Turm, der viele Risse aufwies und sich ein wenig nach Westen neigte, konnte nur durch viele eiserne Verankerungen gehalten werden. Als sich Bischof Bernhard Höting am 7. Juli 1885 zur Firmung in Bissen-dorf aufhielt, ermahnte er in seiner Predigt die Gemeinde, sich doch ein wenig mehr um ihre Kirche zu kümmern.

Diese bischöfliche Ermahnung war der eigentliche Stein, der die Gedanken an einen Kirchenneubau ins Rollen brachte. Vikar Antonius Buchholz , der den schon betagten Pastor Christoph Heinrich Camino als Pfarrverweser unterstützte, warb in seiner Gemeinde intensiv für einen Neubau oder eine Umgestaltung der Kirche. Ein Gutachten von Alexander Behnes, Dom- und Diözesanbaumeister in Osnabrück, machte aber klar, dass nur ein Neubau in Frage kam. Alles war nun von der Spenden-bereitschaft der Gemeinde abhängig, die um diese Zeit nur etwa 800 Mitglieder zählte. Buchholz schaffte es, dass sich nur ein halbes Jahr später fast alle Familien der Gemeinde verpflichteten, monatliche Spenden abzugeben, sodass acht Jahre nach der

Bischofspredigt mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte. In der Pfarrchronik „Sammlungen für den Kirchenneubau in Bissendorf“ berichtet Buchholz über alle Ereignisse des Kirchenbauprojekts vom Februar 1890 bis Dezember 1895. Außerdem hält er hier auch alle Einnahmen und Ausgaben für den Neubau fest. Die Chronik zeigt, dass wegen der großen Begeisterung für den

Neubau der Kirche alles recht schnell vonstatten ging. Im Oktober 1893 wurde im Küstereigarten, auf dem heutigen Kirchplatz,

ein Fachwerkbau als Notkirche erbaut, die schon nach vier Wochen eingeweiht werden konnte. Am 16. November 1893 wurde mit dem Abbruch der alten Kirche begonnen. In der Chronik ist zu lesen: „Die Kirche ist nun eine große Ruine. Im Garten des Pastors

wird der Humus abgetragen, um Platz für den Schutt zu schaffen. Welch eine Menge Schutt“. Am 23. April 1894 erfolgte der erste Spatenstich für die neue St.- Dionysius-Kirche, der der Bischof 100 zusätzliche Plätze und eine zweite Sakristei genehmigte. Baumeister der neuen Kirche war Alexander Behnes. Am 25. Juli folgte die feierliche Grundsteinlegung. Der Bau der Kirche ging weiter sehr schnell voran; leider vergaß man aber vor lauter Enthusiasmus die erforderliche Baugenehmigung einzuholen. Erst am 12. Dezember 1894, zu einem Zeitpunkt als die Mauern bereits über Fensterhöhe reichten, ging die offizielle Baugenehmigung ein. Ein Antrag auf staatliche Hilfe blieb der Gemeinde daher versagt. Dennoch brachte die Gemeinde die Kosten durch Spenden der Mitglieder und den sog. Bildchenverkauf auf.

Desweiteren ordnete der Bischof in allen Pfarrkirchen und Kapellen der Diözese am 25. März 1895 eine Diözesankollekte für den Neubau der Pfarrkirche zu Bissendorf an. Die Arbeiten liefen unterdessen zügig weiter. So wurden u.a. die drei farbenfrohen Chorfenster aus der Glasmalerei-Werkstatt Anton von der Forst aus Münster eingesetzt. Es folgten Fertigstellung des Dachstuhls, Anbringung von Turmkreuz, Turmuhr und Blitzableiter und vieles mehr. Im Oktober 1895 wurden die drei neuen Glocken geweiht. Anfang Dezember errichtete Orgelbauer Rudolf Haupt aus Ostercappeln die Orgel aus der Vorgängerkirche auf der Empore der neuen Kirche.

Am dritten Adventssonntag, 15. Dezember 1895, fand der feierliche Einzug in das neue Gotteshaus statt. Nach der Frühmesse in

der Notkirche trug man um 10 Uhr unter dem Geläut der Glocken das Allerheiligste in einer Prozession in die neue Kirche. Am Nachmittag wurde der Kreuzweg geweiht, der von der Kunsthandlung Ferdinand Schöningh in Osnabrück geliefert worden war.

 

Zwar fand am 15. Dezember der erste Gottesdienst in der Kirche statt, geweiht werden konnte diese aber erst fünf Jahre später, da Bischof Bernhard Höting im Winter 1895 schwer erkrankt war und 1898 starb. Die Kirchweihe fand daher erst am 15. Mai 1900 nach der Wahl des neuen Bischofs Hubertus Voß statt. Vikar Buchholz, der den Kirchenbau intensiv begleitet hatte, nahm an diesem Gottesdienst als Dompastor teil.

Der Innenausstattung der Kirche, die noch sehr schmucklos war, konnte nur durch die Unterstützung vieler Mitglieder der Pfarr-gemeinde, die oft große Opfer dafür brachten, finanziert werden. Für die künstlerische Ausstattung der Kirche konnte der bekannte

Bildhauer Lukas Memken gewonnen werden, der u.a. die Seitenaltäre, Beichtstühle, die Kanzel und auch die zwei Votivaltäre Herz-Jesu und Herz Maria schuf. Diese beiden Altäre wurden von einem Dienstmädchen gestiftet, das dafür seine gesamten Ersparnisse gab.

Ältester Gegenstand in der neuen St.-Dionysius-Kirche und stummer Zeitzeuge der verschiedensten Ereignisse in den Kirchen an diesem Ort, ist der frühromanische Taufstein (um 1000).

Um 1900 wurde der Passionsaltar der alten Kirche von Memken im neuen Gotteshaus aufgebaut und 1902 mit neugotischen Umrahmungen versehen. Der Mittelteil des Altares, der die Passion Christi zeigt, wurde um 1500 aus Sandstein geschaffen und erst in den 1990er-Jahren als Werk des Münsteraner Bildhauers Evert van Roden identifiziert. Die Seitenflügel, die erst im 19. Jahrhundert durch den Kunstmaler Johann Bartscher aus Oelde geschaffen wurden, zeigen eine Vielfalt von Motiven aus dem Neuen Testament. Zur Fasten- und Adventszeit werden die Seitenflügel auch heute noch geschlossen und damit die Bilder auf der Rückseite erkennbar.

Ebenfalls aus der alten Kirche stammt das Triumphkreuz dessen Corpus im Vorgängerbau die Rückwand eines Nebenaltares schmückte und dort durch Wurmfraß bereits stark beschädigt war. Der Corpus wurde wohl im 13. Jahrhundert geschaffen. Memken restaurierte ihn und schuf die Balken des Kreuzes mit den Symbolen der vier Evangelisten neu. 1906 wurde das Kreuz als Triumphkreuz aufgehängt.

1905/06 wurden Wände und Decken der Kirche von Kirchenmaler Wilhelm Hustermann ausgemalt. Die Malereien im Jugendstil wurden von Pfarrer Rudolf Möller entworfen, der 1898 als Nachfolger von Pastor Camino mit der Pfarrstelle betraut wurde.

St. Dionysius, Schutzpatron aller Kirchen an diesem Ort, ist auch im neuen Gotteshaus zu finden.

Als Bischof mit Mitra und Bischofsstab ist er im rechten Chorfenster sichtbar, als Märtyrer mit dem Kopf in der Hand wird er im Passionsaltar links neben dem Tabernakel dargestellt. In jüngerer Zeit wurde ein Bronzerelief geschaffen, das ihn als Bischof über dem Eingang des Hauptportals zeigt und daher für jeden Besucher ein erster Hinweis auf den Patron der Kirche ist.

                                                                                                                                                                      Christiane auf dem Kampe

 

 

Die Orgel

Geschichte der heutigen Orgel
Die heutige Orgel wurde am 21. Juli 1935 in einer Festmesse durch Pfarrer Wilhelm Berning geweiht. Erbaut wurde das Instrument von der Orgelbaufirma Haupt, die sich früher in Ostercappeln befand und dann ihre Firma nach Osnabrück verlegte. Haupt hatte sich auch schon um die Pflege der Vorgängerorgel gekümmert und so lag es nahe, diese Firma mit einem Neubau zu betrauen.

Die Orgel wurde als Instrument mit 20 klingenden Registern und einer Koppel, verteilt auf zwei Manuale und Pedal, mit einer rein pneumatisch gesteuerten Kegellade gebaut.
Da im Laufe der Zeit sehr viele Störungen und Ausfälle auftraten, wurde das Instrument im Sommer 1984 unter weitgehender Verwendung des alten Pfeifenmaterials umgebaut und mit elektrischem Spieltisch versehen. Ausgeführt wurden die Arbeiten von der Firma Speith aus Rietberg. Heute wird die Orgel von der Orgelbaufirma Stefan Peters aus Glandorf gewartet.
Am 25. Juli 2010 beging die St. Dionysius-Gemeinde das 75-jährige Weihejubiläum der Orgel mit einer musikalisch besonders gestalteten Festmesse, Orgelführungen für Groß und Klein und einer Orgelmatinee unter dem Motto „Orgeltänze zur Mittagszeit“. –
Regelmäßig werden Gottesdienste durch besondere Orgelmusiken im Rahmen der Orgelreihe „Musik im Gottesdienst“ mitgestaltet. Es werden Orgelmatineen, Konzerte bei Kirchenführungen und zu anderen Gelegenheiten sowie Orgelführungen angeboten.
Bei Interesse an einer Orgelführung oder einer Kirchenführung mit Musik wenden Sie sich bitte direkt an Kirchenmusikerin Christiane auf dem Kampe oder an das Pfarrbüro St. Dionysius.

 

Disposition der Orgel

 

Pedal
1. Subbaß 16’, 2. Octavbaß 8', 3. Pommer 8’, 4. Dolkan 4’, 5. Posaune 16’, 6. I - P, 7. II – P,
Hauptwerk
8. Principal 8’, 9. Gedackt 8’, 10. Octave 4’, 11. Nasard 2 2/3’, 12. Octave 2’, 13. Mixtur 4 f. 1 1/3’, 14. Trompete 8’, 15. II – I
Schwellwerk
16. Hohlflöte 8’, 17. Salicional 8’, 18. Principal 4’, 19. Zartflöte 4’, 20. Sifflöte 2’, 21. Sesquialter 2 f., 22. Scharf 3 f., 23. Vox humana 8’, 24. Tremolo
Spielhilfen
Handregister, Freie Kombination, Tutti, Schweller